Die wohl älteste Aufnahme, der
Teppichbeete im Schlosspark, die um 1900 entstand. |
Beginn der Neugestaltung
Es ist wenig bekannt, wie der Park vor den großen Umgestaltungen
ausgesehen hat. Zu vermuten ist, dass die Mutter Luise von Watzdorff
bereits mit gärtnerischen Verschönerungen im näheren
Umfeld des Schlosses begonnen hatte, während der Waldbereich
als „Tiergarten" bereits seit Jahrzehnten Bestand hatte.
Curt Friedrich Ernst von Watzdorff entwickelte seine gestalterischen
Vorstellungen auf einer Fläche von 160 Hektar. Wobei nicht eindeutig
widerlegt ist, dass der Park ursprünglich gar noch weiter südlich
der Bahngleise verlief.
Die Bahn wurde 1876 - also immerhin 13 Jahre nach dem Beginn der Gestaltungsmaßnahmen
- in Betrieb genommen, so dass sie entweder am Rand verlief oder den
Park sogar durchtrennte.
Die nördliche Grenze bildete das Schloss, das ebenfalls große
Veränderungen widerfuhr. Von hier aus Wurde die Geländesituation
durch die Errichtung einer mächtigen Mauer völlig verändert,
die die Grundlage zur Ausbildung des Parterres und seinen Teppichbeeten
ergab. Dazu zählten auch die fälschlicherweise als Tuffstein
bezeichnete halbkreisförmige Mauer sowie die Grotten.
Während der vorhandene Inselteich in seiner Ausformung überarbeitet
wurde, entstand der Schlossteich, ursprünglich Bachlauf durch
feuchte Wiesen, als eine der letzten Arbeiten bereits nach dem Tod
von Curt Friedrich Ernst von Watzdorff. In den Zusammenhang fällt
auch das Prinzessinenbad, was früher auch Badehaus genannt wurde
und nicht mehr darstellt als ein Wehr zum tiefergelegenen Mühlenteich.
Im Inselteich ließ von Watzdorff neben der heute noch vorhandenen
Insel mit der Kastanie noch eine anlegen, die mit einer Tanne bepflanzt
wurde. Lebendigkeit erhielt der Inselteich mit einer meterhohen Fontaine.
Zahlreiche Wege erschlossen das neu gestaltete Gelände und führten
den Betrachter gen Tiergarten, wo nahe der Bahngleise ein Fasanengarten
angelegt wurde. Auf der zentralen Wiese, die die wichtigste Sichtachse
bis hin zur Bahn bildete, wurden verschiedene Baumgruppen gepflanzt.
Dies führte zu einer Gliederung im Sinne eines Landschaftsparkes.
Beim Durchwandern entstehen immer wieder reizvolle An- und Durchblicke
auf bedeutende Gebäude wie Schloss oder Kirche in die umgebende
Landschaft oder auf besondere Gehölze.
Die vielen verschiedenen eingeführten Gehölze, vornehmlich
aus England und Belgien importiert, wurden in so genannten „Forstpflanzgärten"
im Park kultiviert und auf ihre Eignung hin überprüft. Die
Rhododendren, die insbesondere den Waldbereich prägen, wurden
aus China nach Wiesenburg verschifft.
Man kann diese Anpflanzungen als Grundlage für die Entstehung
der Baumschule Wiesenburg aber auch als Grundsteinlegung für
den dendrologischen Wert des Parks ansehen. Curt Friedrich Ernst von
Watzdorff war offensichtlich ein großer Koniferenverehrer, denn
zahllose Arten und Sorten wurden zur Aufwertung gepflanzt. Leider
gibt es darüber keine Pläne oder Listen, welche die heutige
denkmalpflegerische Arbeit erheblich erleichtem würden.
Aufgrund der umfangreichen und gestalterisch wertvollen Veränderungen
gilt die Ausformung der damaligen Parkanlage für die heutige
Arbeit als denkmalpflegerisches Ziel. |